Erfahrungen

Ich habe in meine bisherigen Ausführungen ein bisschen unbemerkt und ohne das weiter zu erläutern den Begriff der Erfahrung hineingemogelt.

Die Aussage war ungefähr die:

Dick-Sein ist eine Erfahrung.

Eine Erfahrung ist die Verwirklichung einer Idee.

In der Erfahrung "Dick-Sein" verwirklicht sich die Idee "Ich bin zu dick".

Was hat es aber nun mit Erfahrungen auf sich.

Die meisten Menschen erleben ihr Dick-Sein als eine unumstößliche Tatsache ihres Körpers - als einen materiellen Zustand, der in vielen Fällen stetig zunimmt.

Und so ist es aber nicht - insbesondere auch nicht in den Anfangsstadien dieser Erfahrung.

Zunächst einmal sind Erfahrungen eigentlich keine dauerhaften Zustände. Sie kommen und sie gehen auch genauso wieder - von ganz alleine, ohne dass man irgendwas dafür tun muss.

Dass wir das mit vielen Erfahrungen und insbesondere auch mit dem Dick-Sein anders erleben, liegt daran, dass wir die Erfahrungen - ohne das zu wissen - aktiv aufrechterhalten.

Im Fall dieser speziellen Erfahrung ist die Ursache der ständige Kampf mit dem Appetit, der scheinbar (aber nicht wirklich) zu viel möchte.

Aber noch etwas gibt es über Erfahrungen zu sagen:

Sie sind zyklisch und "sie tun erst mal nur so". (Das gilt für die Frühstadien von Erfahrungen.)

Dass sie zyklisch sind bedeutet, sie kommen und gehen und kommen und gehen.

Und "sie tun erst mal nur so" bedeutet, man hat nicht wirklich echte zusätzliche Körpermasse, sondern die Erfahrung wird am Anfang nur simuliert mit Luft im Bauch und Verschiebungen im Stoffwechsel.

Das gilt insbesondere auch für die Erfahrung des Dick-Seins.

Das zu wissen ist total wichtig, weil es nämlich anders wahrgenommen wird und sich dadurch das Problem unsinnig verschärft.

Das heißt konkret zum Beispiel:

Man sieht sich im Spiegel mit einem dicken Bauch und denkt "Oh Gott bin ich fett."

Das ist man aber gar nicht wirklich, weil da vielleicht zunächst mal nur Luft drin ist. (Oder man war vielleicht lange nicht aufm Klo.)

Und zwei Stunden später ist der Bauch wieder dünn.

Das nimmt man aber nicht wahr, sondern die andere Wahrnehmung hat sich als unumstößliche Tatsache ins Gehirn eingebrannt und eine Menge Aktivität entfacht - lauter gute Vorsätze, die kein Mensch braucht und die einem das Leben nur sinnlos versauern.

So ist das mit Erfahrung: Sie kommen und gehen und kommen und gehen.

Und wenn man sie einfach lässt, verschwinden sie von alleine auch wieder ganz.

Wenn die Entwicklung einer Erfahrung allerdings weiter fortgeschritten ist, verschwindet der zyklische Charakter und die Erfahrung wird dauerhaft.

Noch ein paar Anmerkungen:

Ich hatte ausführlich erläutert, wie bestimmte Verhaltensweisen dazu führen, dass Erfahrungen wachsen. In diesem Fall bestand die Verhaltensweise darin, gegen den Appetit anzukämpfen.

Es gibt aber noch andere Anstrengungen, die dazu führen, dass die Erfahrung dick zu sein zunimmt. Zum Beispiel wenn man sich zum Sport zwingt, nur um abzunehmen und es gar kein kleines Bisschen auch aus Freude an der Sache tut. In diesem Fall würde ich empfehlen, die Sportart zu wechseln und etwas zu tun, das auch Freude macht.

Das Problem ist ja, dass zum Abnehmen Sportarten so ausgewählt werden, dass sie möglichst viel "Fett verbrennen" und nicht danach, was Freude macht. Aber diese Art von Aktivität kann man sich schenken, denn sie verstärkt das Problem nur noch.

Die Erfahrung "Ich bin zu dick" existiert übrigens auch ohne "Essen als Ersatzbefriedigung". Ich hatte es hier so dargestellt, dass das Essen zunächst als Ersatzbefriedigung missbraucht wird und daraus dann die Erfahrung "Ich bin zu dick" erwächst und das Problem immer weiter verschärft.

Aber die Erfahrung "Ich bin zu dick" existiert auch für Menschen, die das Problem des Essens als Ersatzbefriedigung nie hatten. Das passiert insbesondere zum Beispiel dann, wenn die Ideen von den Eltern auf die Kinder übertragen werden.

Die Kinder übernehmen dann von den Eltern telepathisch oder verbal diese Ideen und leider auch die daraus folgenden Verhaltensweisen und ihre Auswirkungen.

nächstes Kapitel: Essen macht dick